Wie Tablet, Symbole und Handzeichen den Alltag erleichtern

Es ist Montagmorgen, in der Markt-Gruppe der Werkstätte Bludenz wird bereits eifrig gewerkelt. Drei Frauen und ein junger Mann sitzen an einem großen Tisch zusammen. Alle haben mehrere Lagen Filz vor sich liegen, die sie mit speziellen Nadeln bearbeiten. Mit viel Liebe zum Detail entstehen aus den Filzvliesen kreative Figuren, die dann später – gemeinsam mit anderen handgefertigten Produkten aus der Werkstätte – im Sprungbrett Lädele verkauft werden. Der junge Mann, der hier hoch konzentriert und mit viel Begeisterung bei der Arbeit sitzt, ist Dominik Schulnig. Der 24-Jährige, der bereits seit fünf Jahren in der Werkstätte der Caritas Vorarlberg betreut und begleitet wird, hat neben seinen Arbeitsutensilien auch immer sein Tablet vor sich liegen. Und das hat einen guten Grund: Das elektronische Gerät unterstützt ihn dabei, mit seinem Umfeld zu kommunizieren.

Wenn Dominik sich etwa vorstellen möchte, wählt er auf seinem Tablet das entsprechende Symbol, das der Kategorie „Über mich“ zugeordnet ist, und „Ich heiße Dominik Schulnig und komme aus St. Anton im Montafon“, ertönt. Wenn Dominik möchte, kann er auch noch weitere Informationen über sich preisgeben, wie zum Beispiel, dass er zwei Schwestern hat und was er in seiner Freizeit gerne macht. Mit Hilfe des Tablets ist Dominik aber nicht nur in der Lage, etwas über sich zu erzählen, sondern auch Fragen zu stellen oder Bedürfnisse und Wünsche zu äußern. „Dominik hat das Tablet nun seit einem Jahr. Es ist eine große Unterstützung für ihn, denn es eröffnet ihm ganz neue Möglichkeiten, um zu kommunizieren. Er kann damit auch von sich aus ein Gespräch beginnen“, beschreibt Ella Pfeifer vom Fachbereich Assistenz und Teilhabe der Caritas Vorarlberg die Vorteile des Kommunikationsmittels.

Mit den Händen sprechen

Für viele Männer und Frauen in der Werkstätte Bludenz, die nicht oder nur eingeschränkt sprechen können, sind elektronische Hilfsmittel eine wichtige Möglichkeit, die fehlende Lautsprache zu ergänzen oder zu ersetzen. Daneben gibt es aber noch eine ganze Reihe anderer Methoden, die alle unter dem Begriff Unterstützte Kommunikation zusammengefasst werden. Wenn keine verbale Sprache möglich ist oder nur begrenzt, können auch körpereigene Kommunikationsformen, etwa Handzeichen, zum Einsatz kommen. Diese vereinfachte Form von Gebärden wird in der Werkstätte Bludenz jeden Morgen in Kleingruppen geübt. „Mittels Handzeichen wird besprochen, was es zu essen gibt, wie das Wetter wird und was heute alles auf dem Programm steht. Dabei wird der Wortschatz schrittweise erweitert,“ berichtet Ella Pfeifer.

Auch Symbole werden vielfältig in den Alltag der Werkstätte Bludenz integriert, etwa in Form eines Wochenplans, eines Geburtstagskalenders oder Mappen, die die Klient*innen mit nach Hause nehmen können. Gerne werden die Piktogramme oder Fotos auch in Kombination mit anderen Hilfsmitteln eingesetzt. So gibt es in der Werkstätte beispielsweise auch viele Taster, die mit Symbolbildern versehen sind: Auf Knopfdruck sind dann die entsprechenden Informationen zu hören.

Selbstwert stärken

„Wir suchen für jede Person das passende Hilfsmittel. Wichtig ist es, erst einmal bei den Grundbedürfnissen anzufangen und die Kommunikationsmöglichkeiten dann im Rahmen der individuellen Möglichkeiten schrittweise zu erweitern“, erläutert Ella Pfeifer. Die Caritas-Mitarbeiterin weiß aus Erfahrung, dass Menschen enorm profitieren, wenn sie Methoden der Unterstützten Kommunikation erlernen: „Kommunikation ist nicht nur ein wesentliches Instrument der Teilhabe, sondern auch der Selbstbestimmung. Es stärkt das Selbstbewusstsein ungemein, wenn man sich ausdrücken kann.“