Mit viel Elan von Haus zu Haus

„Was du gibst, macht dich nicht ärmer“ lautet das Lieblingszitat der engagierten Feldkircherin Ruth Walser.

Feldkirch Die Pfarre St. Sebastian in Feldkirch-Gisingen ist für Pfarrsekretärin Ruth Walser mehr als nur ein Arbeitsplatz: „Arbeit und Hobbys wachsen bei mir oft zusammen“, bestätigt die 57-Jährige. Walser bringt sich unter anderem als Lektorin ein, ist Mitglied des Pfarrgemeinderats, gestaltet Totenwachen und zieht als Sternsingerin in einer Erwachsengruppe durch die Straßen. Darüber hinaus ist sie seit über zehn Jahren gemeinsam mit Pfarrer Peter Willi für die jährliche Caritas-Haussammlung zuständig. Sie akquiriert neue Sammler*innen, organisiert das Treffen mit den rund 20 Freiwilligen und geht im Anschluss selbst von Haus zu Haus und bittet um Spenden für in Not geratene Menschen.

Das vielseitige ehrenamtliche Engagement von Ruth Walser beruht auf einer tiefen Dankbarkeit für ihr Leben, einem starken Glauben und einer inneren Zufriedenheit.  „Ich habe die Freiheit und die Kraft etwas für andere Menschen zu tun. Also warum sollte ich es nicht tun?“, sagt Walser. Außerdem bereitet ihr es Freude, anderen zu helfen. „Wenn man Zeit und Freundlichkeit schenkt, wird man selbst beschenkt. Das erfahren ganz viele, die etwas tun, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten.“

„Jeder darf seine Meinung haben“

Ruth Walser ist im Stadtteil Gisingen stark verwurzelt. „Ich bin hier geboren, aufgewachsen und lebe mit meiner großen Familie nach wie vor hier.“ Das ist mit ein Grund dafür, warum die Sammlerin überwiegend freundlich empfangen wird, wenn sie an der Haustüre klingelt und um eine Spende für die Caritas bittet. „Manche warten sogar schon auf mich und laden mich dann gleich auf ein Getränk ein“, erzählt die vierfache Mutter. Wenn die Haustüre nicht geöffnet wird oder gar mit Ablehnung reagiert wird, kann die Feldkircherin gut damit umgehen: „Eine Abfuhr zu bekommen, tut nicht weh. Jeder darf seine Meinung haben“. Oftmals ergeben sich bei den Besuchen gute Gespräche und nette Begegnungen. „Manchmal ist den Menschen gar nicht bewusst, was die Caritas alles leistet“, sagt Walser. Ihr persönlich liegen die Arbeit von Hospiz Vorarlberg, das Familienhaus St. Michael, die Lerncafés und das Projekt carla mit seinem vielfältigen ökologischen und sozialen Nutzen besonders am Herzen.

In ihrer Arbeit als Pfarrsekretärin ist sie auch selbst immer wieder mit Hilfesuchenden in Kontakt. Daher weiß sie, dass Not sehr verschieden sein kann und nicht immer offensichtlich ist. „Viele Menschen verstecken ihre Not. Aber auch hier bei uns gibt es Eltern, die nicht wissen, wie sie ihren Kindern eine warme Mahlzeit ermöglichen können.“ Wichtig ist Ruth Walser darauf hinzuweisen, dass niemand davor gefeit ist, selbst einmal Hilfe zu brauchen. „Sehr oft geraten Menschen unverschuldet in Not.“

Ihre soziale Ader hat Ruth Walser von ihrer Mutter, die sich stets für andere Menschen einsetzte. „Meine Mama hat immer geholfen, wenn sie wusste, dass jemand in Not war“. Auch Ruth Walser selbst durfte einmal erleben, wie gut es tut, wenn man in einer misslichen Lage nicht allein gelassen wird: „Als der Betrieb meines Mannes in Konkurs ging und er seinen Job verlor, haben uns Freunde und Bekannte spontan geholfen. Diese Solidarität zu spüren, war sehr schön“, erzählt die 57-Jährige. Ihr ist bewusst, dass nicht jeder das Glück hat, im Krisenfall im privaten Umfeld Hilfe zu bekommen. „Deshalb ist es umso wichtiger, dass es die Caritas gibt.“