Die Klimakrise und ihre verheerenden Auswirkungen sind Hauptgründe für den weltweiten Hunger. Mit dramatischen Auswirkungen: Jeder zehnte Mensch auf der Erde leidet an chronischem Hunger, 149 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind auf Grund Mangelernährung in ihrem Wachstum und ihrer Entwicklung gehemmt. Erschreckende Zahlen, die aber nicht resignierend zur Kenntnis genommen werden müssen, wie die Caritas Vorarlberg gemeinsam mit Biolandwirt Simon Vetter im Rahmen eines Pressegesprächs im Lustenauer „Vetterhof“ aufzeigte: Neben der Unterstützung von Hilfsprojekten vor Ort, kann auch ein bewusstes (Konsum-)Verhalten in vielen alltäglichen Dingen zu einer nachhaltigen Zukunft ohne Hunger beitragen.
Werde ich in den nächsten Tagen zu essen haben? Woher bekomme ich Lebensmittel für meine Kinder? Wie kann ich ihr Überleben sichern? Diese Gedanken sind für Mütter und Väter in weiten Teilen Äthiopiens täglicher Begleiter. Michael Zündel, Mitarbeiter der Caritas Auslandhilfe, war erst kürzlich in verschiedenen von der Caritas Vorarlberg in Äthiopien unterstützten Projekten unterwegs. „Drei Jahre lang hatte es in weiten Teilen der Region Borana im Süden Äthiopiens nicht mehr geregnet, ehe heuer im Frühjahr endlich das ersehnte Nass vom Himmel fiel. Doch für hunderttausende Menschen kam der Regen zu spät. Nachdem ihre Nutztiere verendet waren, suchten die Menschen Zuflucht in einem der großen Camps entlang der Hauptstraße nach Kenia. „Die Lage spitzt sich zu, weil die Situation in den Camps fast unerträglich ist: Eng, heiß und ohne Perspektive.“
Nothilfe und langfristige Programme
Durch Lebensmitte-Nothilfe, Hygieneartikel und Zelte wird als erster Schritt das Überleben der Menschen gesichert. Zudem wurde eine provisorische Schule im Camp errichtet, damit erhalten die Kinder wenigstens zeitweise einen geregelten Alltag und vor allem Zukunftschancen durch Bildung. „Es ist bewundernswert, dass die meisten Menschen hier im Camp die Hoffnung auf einen Neubeginn nicht aufgeben, obwohl sie alles verloren haben.“ Die Caritas unterstützt deshalb gemeinsam mit Projektpartner*innen vor Ort Menschen, die wieder in ihre Dörfer zurückkehren, mit einer Starthilfe, die den Neubeginn ermöglicht. Neben der Nothilfe sowie Gesundheits- und Bildungsprojekten fördert die Caritas auch speziell Programme, die Kleinbauern und -bäuerinnen helfen, ihre Ernten trotz veränderter Wetterbedingungen zu sichern: Pflanzen, die auch längere Trockenperioden aushalten, eine wasserschonende Bewässerung, Aufforstungsprojekte zur Verminderung der Bodenerosion, Energiesparöfen und vieles mehr.
5.200 Kilometer in eine andere Welt – oder doch nicht?
Caritasdirektor Walter Schmolly unterstrich in seinen Gedanken, dass „in unserer globalisierten Welt Vorarlberg und Südäthiopien unter vielerlei Rücksicht Nachbarn sind“. Luftlinie liegen zwischen Lustenau in Vorarlberg und unserer Partnerregion Meki in Südäthiopien zwar 5.200 Kilometer, aber es gibt vieles, was die beiden Regionen verbindet und einander nahe sein lässt: „Es gibt viele persönliche Beziehungen – nicht zuletzt aufgrund des jahrzehntelangen Engagements der Caritas. Es gibt aber auch eine Reihe von Herausforderungen, die die in beiden Regionen zu bewältigen sind und die an beiden Orten Veränderung mit sich bringen, wie zum Beispiel die Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel. Und es gibt auch eine Reihe von gegenseitigen Wechselwirkungen und Abhängigkeiten.“ Es mache für die Menschen in Afrika eben einen Unterschied, welche Produkte aus Afrika wir kaufen, oder wie groß Europas CO2-Fußabdruck ist. Und umgekehrt ist Europa darauf angewiesen, dass das Leben, die Wirtschaft und die Politik in Afrika funktionieren. Zu große Wohlstandsunterschiede zwischen benachbarten Kontinenten sind eine Gefahr für den Frieden und untergraben die Fähigkeit, die globalen Herausforderungen gemeinsam zu lösen. „Das macht deutlich, wie zwei Regionen, die 5.200 Kilometer Luftlinie auseinander liegen, sich doch sehr nahe sind, weil sie letztlich gegenseitig aufeinander angewiesen sind, um sich gut entwickeln zu können“, machte der Caritasdirektor bewusst.
Vorreiterrolle im Biolandbau
Die Klimawandelanpassung sowie die Weiterentwicklung der Landwirtschaft seien beispielhafte Herausforderungen - in Südäthiopien ebenso wie in Vorarlberg. Im „Ländle“ nimmt hier der „Vetterhof“ in Lustenau bereits seit den 1980-er-Jahren eine Vorreiterrolle im Biolandbau in Westösterreich ein. Annemarie und Hubert Vetter hatten sich für eine alternative Form der Bewirtschaftung entschieden, Sohn Simon Vetter führt den Hof seiner Eltern fort und ist auch der Philosophie treu geblieben. Unternehmerisch tätig zu werden, geht für ihn einher mit der Übernahme von Verantwortung: „Gerade als Landwirte sind wir mittendrin im Spannungsfeld von Klimawandel und Artenschwund. Die Lebensmittelproduktion trägt einen erheblichen Teil zum Klimawandel bei und ist einer der Hauptverursacher für den Verlust von Biodiversität. Umgekehrt sind wir Landwirte auch eine der Branchen, die am massivsten von den Auswirkungen betroffen sind.“
„Ned ma sött, sondern einfach tun!“
Simon Vetter weiter: „Konkretes Handel erscheint mir zunehmend wichtiger. Nicht `ma sött´ sondern einfach tun.“ Das gilt für Produzent*innen ebenso wie für Konsument*innen: „Unser Handeln schafft Realitäten und dessen muss man sich bewusst sein.“ Konkret für sein Unternehmen bedeutet das: „Wir produzieren, was bestellt wird. Und bestellt wird sowohl an den Verkaufstheken der Geschäfte, in Restaurants, aber auch an der Wahlurne.“
Möglichkeiten zu handeln
Abschließend zeigte Caritasdirektor Walter Schmolly noch Möglichkeiten des Handelns auf. „Wir bitten heute um Spenden, um gemeinsam mit den lokalen Partnerorganisationen in Äthiopien Menschen, die durch die Dürre in eine lebensbedrohliche Situation geraten sind, wirksam helfen zu können. Darüber hinaus ist es zunehmend wichtig, dass wir gemeinsam Wege finden, die Dinge unseres Alltags global fair zu erledigen. Wir sind dankbar, dass die Vorarlberger Bevölkerung einmal mehr ihre Augen vor dieser Not nicht verschließt.“
Caritas-Hungerhilfe 2023
Raiffeisenbank Feldkirch, IBAN AT 32 3742 2000 0004 0006
Kennwort: Hungerhilfe
Spendenbeispiele:
30 Euro sind ein wertvoller Beitrag, um einem Straßenkind in „Hannas Orpham Home“ in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ein Zuhause zu bieten.
45 Euro machen möglich, dass eine Kleinbäuerin robustes Saatgut für einen Acker mit Werkzeug und Einschulung erhält.
50 Euro ermöglichen, dass eine fünfköpfige Familie im Flüchtlingscamp in Dubluk im Süden Äthiopiens einen Monat lang mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgt werden kann.