Thomas H. hat ein bewegtes Leben hinter sich und schon einige Höhen und Tiefen mitgemacht. Nun, mit 50, hat er seine berufliche Bestimmung gefunden und betreut mit viel Feingefühl Menschen mit Beeinträchtigung am Sunnahof in Göfis.
Nicht immer hat es das Leben gut mit dem Feldkircher gemeint. „Ich war 12 Jahre lang drogenabhängig und habe meine ganze Jugend und junge Erwachsenenzeit eigentlich immer auf der Jagd nach dem nächsten Schuss vergeudet“, erzählt der sympathische Thomas auf einer gemütlichen Bank unter einem alten Baum am Sunnahof. Der Weg aus dem Drogenmilieu war nicht einfach: „Wenn man zehn Jahre an der Nadel hängt, hat man nicht mehr viel Hoffnung auf eine positive Wendung in seinem Leben. Mich hat damals vor allem mein Glaube und das Einbetten in eine Gemeinschaft weit weg von der Drogenszene gerettet. Ich schaffte den Absprung und habe mit 28 schließlich meine Lehre als Dachdecker beendet.“ Es schien, dass das Leben dem jungen Mann damals nochmals eine Chance gibt. Doch das Glück währte nur ein paar Jahre. Denn ein schwerer Arbeitsunfall brachte neuerlich eine einschneidende Änderung in seinem Leben. Schwere Verletzungen an der Hand, die bis heute sichtbar sind, machten es Thomas H. unmöglich seinen Beruf als Dachdecker weiter auszuüben. „Meine Frau war mir damals wie heute eine große Stütze“, erzählt er, während er immer ein Auge auf Klient Moritz hat, der ihm während des gesamten Gespräches nicht von der Seite weicht.
Liebe auf den ersten Blick
Ziemlich genau vor einem Jahr dann schlug das Leben von Thomas H. nochmals eine neue Richtung ein – und es scheint die richtige zu sein. Über das Ende März 2023 ausgelaufene Programm „Netzwerk Arbeit“ (gefördert vom Europäischen Sozialfond ESF und AMS Vorarlberg), des Fachbereich Arbeit & Qualifizierung der Caritas Vorarlberg, erhielt er für einen Monat einen Praktikumsplatz beim Sunnahof. „Es war Liebe auf den ersten Blick“ und diese Liebe scheint bis heute angehalten zu haben. Und sie ist sogar noch intensiver geworden, denn seit 1. August 2022 ist er hier fix über eine Implacement Stiftung der Connexia in der Gärtnerei angestellt und absolviert nebenher die Kathi-Lampert-Schule für Sozialbetreuungsberufe in Götzis. Drei Jahre lang beschreitet der engagierte Sozialarbeiter in Ausbildung nun den dualen Bildungsweg bis er schließlich sein Diplom in Händen halten wird. „Für mich ist es wichtig, diesen fachlichen Background für meine Arbeit hier zu erhalten. Natürlich ist vor allem die Menschlichkeit für den Umgang mit den beeinträchtigen Menschen hier wichtig, aber ich möchte alles richtig machen.“ Was ihm am Sunnahof besonders gut gefällt? „Wir erledigen hier mit den Klientinnen und Klienten gemeinsam die täglichen Arbeiten am Hof, bei den Tieren oder in der Gärtnerei. Dadurch haben wir ganz andere Möglichkeiten auf die Klientinnen und Klienten individuell einzugehen. Die sozialarbeiterische Arbeit und Betreuung ist direkt eingebettet in den Arbeitsalltag.“ Dennoch scheint es nicht ganz so zu sein, denn Moritz ist ein junger Mann, der gerne die Nähe und Aufmerksamkeit von Thomas sucht. „Mich stört das nicht und ich bin gerne mit Moritz zusammen. Wenn es mit Moritz einmal gar nicht möglich ist in der Gärtnerei zu arbeiten, dann machen wir Spaziergänge und reden. Für Moritz ist das sehr wichtig, um seine Gefühle in den Griff zu bekommen.“ Und wie sieht das der 20-jährige Moritz? „Ich bin gerne mit Thomas zusammen, obwohl ich am Anfang dachte, dass er mich nicht mag. Aber jetzt ist es ganz anders.“ Und dass die beiden Männer einen guten Draht zueinander haben ist auf jeden Fall spürbar. Thomas H.: „Für mich ist das mein Traumjob hier und es ist genau das, was ich eigentlich schon immer machen wollte. Ich arbeite in einem super Team mit, die diesen Job schon länger machen und mich offen aufgenommen haben. Ich bin sehr dankbar für diese Wendung in meinen Leben – ich habe meine Berufung und meine Erfüllung gefunden.“