SDG-Forum Vorarlberg: Nachhaltigen Lösungen Schubkraft geben

Vor knapp fünf Jahren haben die Vereinten Nationen 17 globale Nachhaltigkeitsziele – Sustainable Development Goals oder kurz SDG - formuliert und beschlossen. Diese sollen einen gemeinsamen Bezugsrahmen für alle Staaten bilden, damit diese „die Entscheidungen der Regierungen lenken“. Letztlich geht es dabei um drei große Probleme und Herausforderungen unserer Zeit: Die Beseitigung manifester Armut in allen Formen, die Überwindung von ungerechten Verhältnissen sowie den Kampf gegen den Klimanotstand. Lernen aus den Erfahrungen anderer und Inspiration für das eigene Tun erfahren – das ist das Kernanliegen des SDG-Forum Vorarlberg. Der offizielle Startschuss erfolgte im Rahmen eines Pressegesprächs im WirkRaum der Caritas in Dornbirn.

 

Mehr denn je sind wir derzeit dringend gefordert, unser Leben und Handeln nachhaltig auszurichten. Gute Lösungen setzen Innovationskraft voraus und diese erfordert den regen Austausch untereinander. Am Beispiel der Jugendbotschafter*innen der Caritas Auslandshilfe erläuterte Caritasdirektor Walter Schmolly, dass gerade sie das leben und praktizieren, was unsere Gesellschaft dringend brauche: „Das wache und kritische Gespür für das, was in unserer Gesellschaft nicht zukunftsfähig und ungerecht ist, die Bereitschaft, Dinge zu benennen und auf den Punkt zu bringen, die Fähigkeit, in den Dialog einzutreten und kreativ Lösungen mit zu entwickeln und die Entschlossenheit, das zu tun, was sie für gut und richtig erachten.“ Diese Haltungen und Energie brauche es dringend gerade in einer Krise wie der Corona-Pandemie. „Eine Krise ist immer eine Zeit des Unterscheidens und des Entscheidens – darin liegt die Chance einer Krise. Wenn wir diese Chance in der Corona-Krise nicht ungenützt verpassen wollen, dann braucht es jetzt dringend die vertiefte und gemeinsame Auseinandersetzung mit Perspektiven für die Zeit nach Corona. Die Gründung des SDG-Forum Vorarlberg steht in diesem Horizont“, so Walter Schmolly.


„Laber net! Tua was!“

Die Jugendbotschafter*innen für SDG und Kinderrechte Lena Feurstein, Eva Willi und Senta Winkler stellten gemeinsam mit Projektkoordinatorin Nico Kantner sich und ihre Zielsetzungen vor: „Wir sind aktuell rund 25 junge Erwachsene zwischen 16 und 22 Jahren aus ganz Vorarlberg. Wir sehen uns klar als Partner zur Erreichung der SDG und setzen Ideen in Projekte um.“ Beispiele dafür aus den vergangenen Jahren sind etwa.

  • Workshops an Schulen
  • die Kooperation mit Projektpartner*innen, bsp. in Äthiopien, um besonders jungen Menschen eine Stimme zu geben,
  • Umsetzung eigenfinanzierter Projekte vor Ort in Äthiopien (Mangotree for Family, Catchy-Projekt, Jedem Po sein Klo)
  • Riesenkinderfiguren, die symbolisch auf die globale Verletzung von Kinderrechten aufmerksam machen (diese waren unter anderem bereits in der UNO in Genf und Wien sowie im Parlament ausgestellt),
  • Bildungs-Musicals,
  • die Benefiz-Show „Vorarlberg hot Talent“ und dadurch die Unterstützung eines Straßenkinderprojekt in Addis Abeba/Äthiopien,
  • der Einsatz für plastikfreie Schulen in Vorarlberg,
  • ein Kinderbuch zum Thema Flucht,
  • Info-Filmclips, Vernetzung und Austausch, Öffentlichkeitsarbeit und vieles mehr …

„Nur wer aktiv wird, kann auch etwas verändern!“, betonen die Jugendbotschafter*innen. Ihr Motto: „Laber net! Tua was!“


Die Jugend zeigt die Richtung

Auch die youngCaritas setzt verschiedenste Aktivitäten, um für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren: So wurde das Spiel „Enkeltauglich leben“ unter dem Motto „Sei du selbst die Veränderung, die du dir für diese Welt wünschst“ gemeinsam mit der Gemeinwohlökonomie Vorarlberg, dem Energieinstitut und der Katholischen Kirche umgesetzt. Bei Workshops „carla – wir kommen!“ rücken Themen wie „Fast Fashion“ und „Nachhaltigkeit“ in den Mittelpunkt. Eine Kooperation mit „Welt der Kinder“ zielt mit dem Partizipationsprogramm „Jung&Weise“ darauf ab, junge Menschen dabei zu unterstützen, ihre Anliegen – etwa zum Klimawandel oder sozialer Gerechtigkeit - zu formulieren und sie in ihrer Lebenswelt umzusetzen. Auch in den Lerncafés der Caritas werden die Kids für Nachhaltigkeit, etwa bei den Themen Bekleidung und Essen, sensibilisiert.


Grundanliegen der Caritas für das SDG-Forum

Grundanliegen der Caritas für das SDG-Forum
Caritasdirektor Walter Schmolly nannte drei Grundanliegen, die die Caritas mit dem SDG-Forum verbindet:

  1. Es braucht in unserer Gesellschaft jetzt dringend das substanzielle Gespräch, wie wir künftig leben und das Miteinander gestalten wollen. In dieses Gespräch müssen konstitutiv auch die Jugendlichen und junge Menschen einbezogen werden.
  2. In einem Zukunftsgespräch muss heute vor allem die Balance zwischen Ökologie, Sozialem und Wirtschaft kontinuierlich verhandelt werden. Diese drei Bereiche müssen sich den Herausforderungen gemeinsam stellen, miteinander lernen und Gestaltungsperspektiven entwickeln. Nachhaltigkeit ist letztlich nichts anderes als dieses Miteinander. Dieser Dialog der Nachhaltigkeit gehört heute mit aller Kraft intensiviert.
  3. Weil der Weg nach vorne nur von vielen Akteuren gemeinsam gestaltet werden kann, braucht es gemeinsame Grundperspektiven, auf die sich alle beziehen können. Die UN-Nachhaltigkeitsziele (SDG) eignen sich als ein solcher Bezugsrahmen und müssen deshalb breit erschlossen werden.

 

„Wir sehen als Caritas die dringende Notwendigkeit, dass der gesellschaftliche Gesprächsprozess zu der Frage intensiviert wird, wie wir künftig leben und das gesellschaftliche Miteinander gestalten wollen, wie also die `neue´ Realität nach Corona aussehen soll. Der Beitrag der Caritas dazu ist die Initiierung eines `SDG-Forums Vorarlberg´, das durch die große Entwicklungsperspektive der UN-Nachhaltigkeitsziele aufgespannt ist, sich dem gemeinsamen Lernen und gemeinsamen Sich-entwickeln der Bereiche Ökologie, Soziales und Wirtschaft verpflichtet weiß, und das insbesondere auch jungen Menschen eine substanzielle Beteiligung an der Auseinandersetzung mit dem Zukunftsweg unserer Gesellschaft eröffnet“, so Walter Schmolly abschließend.

 

Unternehmen als innovative Partner

Beispielhaft für den gemeinsamen Austausch stellte der Vorstandsvorsitzende der Haberkorn Holding AG, Mag. Gerald Fitz, die Bedeutung der SDG für ihre Aktivitäten im Bereich Nachhaltigkeit vor: „Bereits 2008 hat  Haberkorn ein ganzheitliches Nachhaltigkeitsmodell erarbeitet. In den Themenbereichen Mitarbeiter, Prozesse, Sortiment, Lebensraum und Gesellschaft werden laufend Ziele gesetzt und Maßnahmen umgesetzt. Mit den Jahren konnte viel bewegt werden und nachhaltiges Handeln ist zu einem essentiellen Teil der Haberkorn Unternehmensphilosophie geworden, die täglich spür- und sichtbar ist. Seit einiger Zeit verknüpft das Unternehmen seine Nachhaltigkeitsaktivitäten mit den SDG. So ist es auch selbstverständlich, dass die Haberkorn Lehrlinge mit den Jugendbotschaftern an diesem Thema arbeiten und dann im Unternehmen präsentieren. Ein weiterer Schritt, die SDG unternehmensweit zu verbreiten. Auch in der alljährlichen Haberkorn Nachhaltigkeitswoche werden die SDG mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern diskutiert.“

 

SDG-Forum Vorarlberg: Die nächsten Schritte …

Für das erste Jahr setzt sich das offene und breit angelegte SDG-Forum das Ziel rund 2.000 junge Menschen in Vorarlberg und viele Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft in ihrem Anliegen, nachhaltige Entwicklungen voranzubringen, zu unterstützen. Dazu zählen unter anderem folgende Aktivitäten:

  • WirkRaum, Bahnhofstraße 9, Dornbirn Ort, Einrichten einer Anlaufstelle für das Thema SDG und Präsentationsraum für Initiativen (good practise) und Aufbau eines Expert*innen-Pools
  • Wander-Ausstellung „SDG The Largest Lesson of the World“ für Schulen und Workshop-Programm ab Herbst verfügbar
  • 1. SDG Forum Vorarlberg, November 2020: Fachleute, Praktiker*innen und Interessierte an den SDG im Dialog über die Anwendungserfahrungen
  • Musical „Solve it!“ – Packende Story rund um SDG – 2. Überarbeitete Fassung des Musical über Nachhaltigkeit, welches bereits 2018/19 rund 2.500 Schüler*innen erreichte (Workshops für Schulen + Aufführungstermine Frühling 2021)
  • Aufbau einer Online-Kommunikationsplattform
  • Offenheit für weitere Ideen