Am 8. März ist Weltfrauentag. Marion Burger engagiert sich als Mitarbeiterin der Caritas Auslandshilfe sehr stark für Mädchen und Frauen - vor allem in Ecuador, Äthiopien und Haiti. Ein spezieller Fokus liegt dabei auf dem Thema „Gewaltschutz“. Sie selbst hat jahrelang in Ecuador gelebt und das Frauenhaus Maria Amor geleitet.
Wie ist die Situation für Frauen in Ecuador?
Marion Burger: In Ecuador sind nach wie vor 60 Prozent aller Frauen und Mädchen von häuslicher Gewalt betroffen. Diese Zahlen bleiben leider konstant, obwohl es in den vergangenen Jahren weitläufige Kampagnen gegen Gewalt an Frauen gegeben hat. Wie in vielen Ländern ist schon die Erfassung der Daten ein Problem, da viele Gewaltsituationen gar nicht als häusliche Gewalt aufgenommen werden. In Ecuador haben Frauenorganisationen im vergangenen Jahr 153 Morde an Frauen im familiären Umfeld aufgezeigt.
Vielfach wird häusliche Gewalt als „privates Problem“ abgetan.
Marion Burger: Vielfach sind die betroffenen Frauen und Kinder neben der körperlichen Gewalt besonders auch von psychologischer und sexueller Gewalt betroffen. Für viele von ihnen ist die Familie kein Ort von Sicherheit, Geborgenheit und Liebe, wie wir uns dies in unseren gängigen Wertevorstellungen ausmalen. Darum müssen diese Frauen viele gesellschaftliche Hürden und Vorurteile überwinden, wenn sie Hilfe suchen.
Gibt es für diese Frauen und Mädchen überhaupt einen Ausweg?
Marion Burger: Beratungsstellen und Frauenhäuser ermöglichen Frauen einen Ausweg aus einer Gewaltbeziehung zu finden. Dabei retten Frauenhäuser Leben. Denn Statistiken auf der ganzen Welt zeigen auf, dass die Gewalt zunimmt, wenn Frauen versuchen, die Beziehung zu einem gewalttätigen Mann zu beenden. In Ecuador bedeutet dies, dass viele Frauen nach dem Frauenhaus untertauchen müssen und ihr Leben teilweise in einer anderen Stadt neu beginnen. Eben um dem Ex-Partner auszuweichen und sich und die Kinder nicht in Gefahr zu bringen.
Wie können Frauen und Mädchen besser geschützt werden?
Marion Burger: Es ist wichtig, dass wir gegen Gewalt an Frauen Stellung beziehen und sie nicht als Familiendramen oder Liebesdramen abtun. Gewalt an Frauen ist eine der extremsten Formen der Diskriminierung an Frauen und Mädchen. Sie ist systemisch und basiert auf der ungleichen Vorstellung die wir von Rollen, Pflichten und Rechten von Männern und Frauen haben.
Wie hilft die Caritas Vorarlberg?
Marion Burger: Die Caritas Vorarlberg fördert in Ecuador, Äthiopien und Haiti die Entwicklung von Frauen und Mädchen. Es geht darum, Frauen über Ausbildung und einkommensschaffende Projekte zu stärken und so zur Verbesserung ihrer Lebensqualität beizutragen. Unsere Erfahrungen zeigen uns, dass die Förderung von Frauen immer zur Verbesserung der Lebenssituation der Familien und speziell der Kinder beiträgt.
Können Sie einige konkrete Beispiele nennen?
Marion Burger: In Ecuador erhalten jährlich über 500 Frauen Unterkunft und Unterstützung in den vier von der Caritas Vorarlberg unterstützten Frauenhäusern. Die Frauen haben die Möglichkeit in kleinen Ausbildungsbetrieben in die Arbeitswelt einzusteigen und somit finanziell unabhängiger zu werden. In Haiti fördert die Caritas Vorarlberg die Alphabetisierung von Frauen und unterstützt diese dann in der Gründung von Spargruppen sowie im Gemüseanbau. In Äthiopien werden in der Diözese Meki Frauen über Spargruppen unterstützt. Sie erhalten außerdem Fortbildung und Beratung, um über Gemüsegärten die Ernährung ihrer Familie zu verbessern. Eselskarren helfen die Arbeitslast der Frauen und Mädchen zu verbessern, denn sie sind traditionell dafür verantwortlich, das Wasser von der Wasserstelle zu holen, was oft kilometerlange Wege bedeutet.
Zur Person:
Marion Burger
Jahrgang: 1970
gebürtige Lecherin, gelernte Grafik-Designerin, Quereinsteigerin – seit 2004 bei der Caritas, zuerst als Freiwillige engagiert im Bereich Gewaltschutz in Ecuador, später Leiterin des „Casa Maria Amor“, einem Frauenhaus in der ecuadorianischen Stadt Quenca, zwischenzeitlich wieder fix in Vorarlberg und begleitet Frauenprojekte vorrangig in Äthiopien und Haiti.