Die Nachbarschaftshilfe der Caritas ist seit zwei Jahrzehnten ein wertvolles Begegnungsprojekt, das Asylwerberinnen und Asylwerbern die Möglichkeit gibt, während der Zeit des Wartens auf den Asylbescheid kleine nachbarschaftliche Dienste zu übernehmen und mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen. Nun sieht das Sozialministerium dieses Modell im Konflikt mit den rechtlichen Rahmenbedingungen.
Das Angebot der Nachbarschaftshilfe bei Privatpersonen muss deshalb ab sofort eingestellt werden. Gemeinnützige Tätigkeiten bei Gemeinden sind für Asylwerberinnen und Asylwerber weiterhin möglich.
„Wir bedauern sehr, dass dieses Modell, welches im Interesse aller Beteiligten im Land war und eine breite Unterstützung erfahren hat, aus rechtlichen Gründen nicht fortgesetzt werden kann“, zeigt sich Caritasdirektor Dr. Walter Schmolly sichtlich enttäuscht. Die Nachbarschaftshilfe hat Asylwerberinnen und Asylwerbern sehr genützt, weil sie die Chance bot, Beziehungen zu knüpfen und dabei Deutsch zu lernen. Vor allem aber auch, weil diese Form der Nachbarschaftshilfe Abwechslung in ihren Alltag brachte, der sonst durch das Warten auf den Abschluss ihres Asylverfahrens geprägt ist.
Für die Bevölkerung bot das Modell der Nachbarschaftshilfe eine vorzügliche Gelegenheit, mit den Asylwerberinnen und Asylwerbern in Kontakt zu treten und ihnen etwas Gutes zu tun. „Entscheidend waren die Begegnungen“, so Schmolly. Es ging ja keineswegs um große Arbeitseinsätze, sondern um kleine Dienste, die man ansonsten selbst erledigt hätte, eben um Nachbarschaftshilfe. Genau dafür hat das Projekt einen ordnenden Rahmen geboten.
Diese Begegnungen haben in der Bevölkerung viel zum Verständnis für die Situation von Flüchtlingen beigetragen. Die Nachbarn konnten über deren Fluchtgründe und ihre schwierige Lebenssituation erfahren. Und die Flüchtlinge machten deutlich, dass sie sich gerne nützlich machen.
Soziale Dimension im Vordergrund
Die Nachbarschaftshilfe bot Menschen aus verschiedensten Gesellschaftsgruppen eine willkommene Gelegenheit, um mit Asylwerberinnen und Asylwerbern in Kontakt zu kommen. „Der Wegfall dieser kleinen Aufgaben wird sich auch auf unseren Betreuungsaufwand auswirken“, befürchtet Fachbereichsleiter Bernd Klisch „Die private Nachbarschaftshilfe war ein wichtiger Beitrag zur Strukturierung des Tages, zur psychischen Stabilisierung und zur Integration.“
Klarer Wunsch: Gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen
„Das Einstellen dieses erprobten, von den politisch Verantwortlichen und den Gemeinden breit mitgetragenen Modells der privaten Nachbarschaftshilfe entzieht der ohnehin großen sozialen Herausforderung der Grundversorgung und der Integration einen wirksamen Hebel. Hier sehen wir für den Gesetzgeber einen eindeutigen Auftrag, verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen für solche sinnvollen und hilfreichen Maßnahmen zu schaffen“, richtet Dr. Walter Schmolly seinen klaren Wunsch an die Bundesregierung.
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