Josef Galehr stand bis 2009 voll im Berufsleben. Dann kam die Pension und damit die Überlegung, was nun mit der neugewonnenen Freizeit anzufangen ist. Als Hospizbegleiter hat er nun eine neue Aufgabe und Herausforderung gefunden, der er sich nur all zu gerne stellt.
Die Pensionszeit begann für Josef Galehr mit viel Arbeit, denn die Planung und der Bau seines Eigenheimes in Bludenz nahmen viel Zeit in Anspruch. Doch auch dieses Projekt war irgendwann beendet und die eigenen vier Wände bezogen. „Ich hatte viel Zeit um nachzudenken, wie ich diese Ruhe für mich sinnvoll gestalte, zumal meine Frau ja noch voll im Berufsleben steht“, so der 69-jährige Familienvater.
Schließlich hat sich der ehemalige Bankgeschäftsführer mit Hospiz Vorarlberg beschäftigt und sich entschlossen, die Ausbildung zum Hospizbegleiter zu machen. Fremd war ihm die Thematik aufgrund privater Situationen nicht, denn sowohl seine Mutter, die knapp über 100 Jahre alt wurde, als auch sein Schwiegervater wurden von ihm, seiner Familie und seinen Geschwistern bis zum Tod liebevoll betreut und begleitet. „Wir erfuhren damals viel über den Umgang mit demenzkranken Menschen und lernten, die beiden einfach in ihrer eignen Welt zu lassen – und sie das letzte Stück des Lebens bestmöglich zu versorgen“, so Josef Galehr.
Mehr als Worte
Das Praktikum im Rahmen der Ausbildung zum Hospizbegleiter machte er schließlich im SeneCura Bludenz und beim Krankenpflegeverein Klostertal, wo er viel Kontakt mit dementen und gebrechlichen Menschen hatte. „Mit den meisten von ihnen habe ich von Anfang an eine gute Ebene gefunden und ich spürte die Dankbarkeit der Menschen, auch wenn sie oft nicht mehr sprechen konnten. Denn auch mit einer Berührung kann viel gesagt werden“, ist Galehr überzeugt.
Seither hat er viele kranke und sterbende Menschen und deren Angehörige begleitet und den Schritt als Hospizbegleiter tätig zu sein, noch nie bereut, im Gegenteil: „Ich mache das sehr gerne und bekomme die Investitionen zehnfach zurück“ so Galehr weiter und erzählt von einem berührenden Fall eines schwer dementen Patienten, der künstlich ernährt wurde und schwer im Umgang war: „Ich habe alles versucht, ich habe gelesen, erzählt, gesungen und gebetet, doch nichts hat den Kranken erreicht. Erst als ich ihn sanft gestreichelt habe, kam eine Reaktion und die Verbindung zwischen uns war hergestellt.“
Umfangreiche Ausbildung
„Um zu spüren, was der oder die Kranke benötigt, braucht es vor allem Zeit, Achtsamkeit, die Fähigkeit zuzuhören und sich in den oder die Patientin hineinzuversetzen. Und man muss sich selbst zurücknehmen, um sich ganz auf die Thematik einlassen zu können“, so Josef Galehr. Vieles, das er in seiner ehrenamtlichen Arbeit anwenden kann, hat er in der Ausbildung gelernt.
„Ich habe im Rahmen des Lehrganges auch viel über Kommunikation erfahren und weiß, wie wichtig die Gespräche mit Patientinnen, aber auch mit Angehörigen sind, die oft Aussprache und Ruhe benötigen“, so der engagierte Pensionist weiter. Und dieses Wissen macht ihn auch in seinem Privatleben „selbstbewusster“ im Sinne von sich bewusst machen, was man selbst hat und kann und wie der Umgang mit den Mitmenschen sein sollte.
„Mir tut diese Aufgabe sehr gut. Es nimmt mir zunehmend auch die Angst vor dem eigenen Tod. Denn meistens gehen die Patientinnen ruhig und zufrieden aus diesem Leben und lehren mich, dass das Leben eines Menschen bis zum Schluss so angenehm wie möglich gestaltet werden soll“, so Galehr abschließend.
Weitere Informationen zu Hospiz Vorarlberg und über den
nächsten Lehrgang im Herbst unter:
T 05522/200-1100
E: hospiz(at)caritas.at