„Mein kaputter Opa aus Vorarlberg“

So wird der 53-jährige Kurt Gerszi liebevoll von seiner in Niederösterreich lebenden Enkelin bezeichnet – und er nimmt es mit Humor.

Denn tatsächlich sitzt der gebürtige Retzer seit jenem Tag vor drei Jahren im Rollstuhl, als in seinem Stammhirn eine Ader platzte und sein Leben für immer veränderte.

Doch er hat nicht aufgegeben – und arbeitet jetzt u.a. unentgeltlich in der Werkstätte Montafon, gründete eine Selbsthilfegruppe für hirngeschädigte Menschen und schrieb gemeinsam mit einem Autor, Mag. Dr. Klaus Feldkircher, ein Buch, das Mut machen soll.

Als Kurt Gerszi und seine Familie 2002 aus beruflichen Gründen von Niederösterreich nach Vorarlberg übersiedelten, ahnte noch niemand, welches Schicksal sie hier einmal erwarten wird. Beruflich sehr eingespannt verbrachte er viel Zeit im Ausland und sah seine Familie häufig nur am Wochenende.

Weder von finanziellen, noch von gesundheitlichen Sorgen geplagt, frönte er seinem großen Laster, dem Rauchen – bis sein Körper nicht mehr mitspielte und den lebensfrohen Mann vor drei Jahren in den Rollstuhl zwang. „Ich wäre beinahe gestorben, hätte meine Frau nicht so schnell reagiert“, blickt er heute auf die schrecklichen Tage zurück.

Es folge Intensivstation, zahlreiche Reha-Aufenthalte und unzählige Therapien – stets begleitet von dem starken Willen, der es ihm nun schlussendlich trotz halbseitiger Lähmung und Rollstuhl ermöglicht, ein annähernd autonomes Leben zu führen.

„Mein großes Ziel ist es, 60 Prozent meines Lebens außerhalb des Rollstuhles verbringen zu können und eigenständig die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen“, so der zweifache Vater und Opa.

Arbeit als Therapie
Von seiner Idee, bald wieder zumindest in Teilzeit arbeiten zu können, musste er sich allerdings schon bald verabschieden, denn Bewegungen mit der rechten Körperhälfte sind Schwerstarbeit für ihn und am Bildschirm kann er aufgrund seiner Probleme mit den Augen auch nur eingeschränkt arbeiten.

Doch Kurt Gerszi wollte nicht einfach nur tatenlos zuhause herumsitzen, sondern wieder arbeiten. Und so bewarb er sich kurzerhand bei der Caritas Vorarlberg und arbeitet nun einmal in der Woche im Büro der Werkstätte Montafon, macht Ablage, zählt Menübons, bereitet das Anerkennungsgeld vor und macht alles, was anfällt und in seinem Rahmen möglich ist.

„Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß und ist gleichzeitig eine beinharte Therapie für mich. Abheften, Lochen, Ablage sind motorische Fertigkeiten, die ich hier trainieren kann. Dabei bin ich auch noch von lieben Menschen umgeben und kann auch meinen kleinen Beitrag leisten.“

Und kleine Fortschritte sind noch immer möglich, denn viele Dinge, für die er zu Beginn seiner Tätigkeit noch einige Minuten gebraucht hat, schafft er nun in wenigen Sekunden.

Immer in Bewegung
Und weil er gerne auch anderen Menschen mit Hirnschäden im Montafon helfen möchte, gründete der umtriebige Kurt einen Verein für hirngeschädigte Menschen und deren Angehörige im Montafon.

Die 28 Mitglieder sind froh, dass sie sich bei zwanglosen Treffen austauschen können, Menschen treffen, die mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben und auch schon einiges bewegt haben. Denn vor allem Kurt Gerszi wird nicht müde, auf die Anliegen von Menschen mit einer Behinderung aufmerksam zu machen und hat im Montafon schon den einen oder anderen Bürgermeister für seine Anliegen gewinnen können.

„Riss im Leben“
Am 1. April 2014, der Geburtstag seiner Frau Gabriele, soll nun auch noch sein Buch erscheinen mit dem vielsagenden Titel „Riss im Leben“. Gerszi: „Das ist kein Aprilscherz, sondern für mich ein wichtiges Datum, an dem ich gerne der Öffentlichkeit mein Buch vorstellen möchte“.

Es ist eine kleine Autobiographie, mit dem einschneidenden Ereignis vor drei Jahren als Zäsur. Viele Menschen, die den in Tschagguns lebenden Mann in der schweren Zeit begleitet haben und noch immer begleiten, kommen hier zu Wort. Aber das Buch soll auch all´ jenen Menschen Mut machen, die schwere Schicksalsschläge verkraften mussten und dennoch tapfer nach vorne blicken – so wie Kurt Gerszi.

Die Buchpräsentation findet am 1. April 2014, um 19.00Uhr in Tschagguns (Schulplatz 2a) statt.